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Grevenbroicher Schlossgespräch der Konrad-Adenauer-Stiftung

[Veranstaltungsbericht der KAS] Das Rheinische Revier ist ein starker Standort für Wirtschaft und Wissenschaft. Doch der Kohleausstieg stellt die Unternehmen und die Bevölkerung vor Ort vor große Herausforderungen: Wie weit ist das Rheinische Revier auf dem Weg zu Klimaneutralität und an welchen Stellschrauben wird gedreht, um den Strukturwandel zu gestalten?

Zu diesem Thema diskutierten beim ersten digitalen Grevenbroicher Schlossgespräch unter der Schirmherrschaft von Hermann Gröhe MdB der Vorsitzende der IG Bergbau Chemie Energie, Michael Vassiliadis und der Landrat des Rhein-Kreis-Neuss, Hans-Jürgen Petrauschke. Zunächst begrüßt die Leiterin des Regionalbüros Rheinland, Simone Gerhards, das Publikum und spricht die Komplexität des Strukturwandels an: „Es müssen viele Aspekte bedacht und mit innovativen Ideen umgesetzt werden: Wie kann eine bezahlbare und zuverlässige Energieversorgung aussehen? Wie können Arbeitsplätze erhalten und geschaffen werden – und das Potenzial des Rheinischen Reviers für die Zukunft genutzt werden?“

„Der größte Umbau unserer Industrielandschaft seit der Industrialisierung“

Der Schirmherr der Veranstaltung, Hermann Gröhe MdB, bezeichnet den Strukturwandel als „eine gleichermaßen Riesen-Herausforderung und eine Riesen-Chance.“ Der Umbau der deutschen Industrielandschaft habe eine Adresse im Rheinland. Es müsse weiterhin sichergestellt werden, dass es viele Arbeitsplätze gebe: „Es braucht ein Zusammenwirken alle politischen Ebenen für die Klimaneutralität und den Sozialstaat.“ Der Strukturwandel gehe einher mit „einer zukunftsorientierten Gesellschaft“, sagt der Landrat des Rhein-Kreis-Neuss,   Hans-Jürgen Petrauschke. Man müsse dafür sorgen, dass die Betriebe, die schon im Rheinischen Revier angesiedelt seien, auch dort blieben und dauerhaft Arbeitsplätze und Ausbildungsplätze verfügbar sind. Dafür müsse die Energieversorgung gesichert werden.

„Im Team gibt es meistens bessere Ergebnisse“

In seinem Impulsvortrag legt er einen Fokus auf neue Unternehmen, StartUps und Projekte, die an innovativen Lösungen für Herausforderungen arbeiten, die mit dem Strukturwandel einhergehen. Dabei sind fachübergreifende Zusammenschlüsse zielfördernd, sagt er. Es sei jetzt nicht an der Zeit, „über Entscheidungen zu meckern, wir müssen nun gemeinsame, gute Projekte auf die Schiene bringen, die uns weiterbringen, um wirklich weiterzukommen.“ Das sieht auch Michael Vassiliadis, Vorsitzender der IG Bergbau Chemie Energie, so: „Wir brauchen eine Infrastruktur, die neue Industrie schafft.“ Das industrielle Netz sei über die Zeit gewachsen und sehr verzahnt. Die deutsche Industrie sei stark auf die Veredelung fokussiert und dadurch an mehreren Punkten von anderen abhängig. „Das, was wir jetzt tun mit der Energiewende als zusätzlichem Impuls ist nicht trivial: Wir dürfen nicht monokausal darauf schauen.“ Man müsse den Prozess kritisch begleiten und „im Fluss nachjustieren.“

„Energie ist nicht Rohstoff, sondern Rahmenbedingung“

Ein großes Thema ist die Energieversorgung: Es müsse für die großen Industrien bezahlbare Energie geben, sagt Vassiliadis. Er bedanke sich bei der Region, weil diese die Energieversorgung in den letzten Jahrzehnten aufrechterhalten habe. Es ist „kein karitativer Zweck, sondern im Interesse der wirtschaftlichen, sozialen und innovativen Entwicklung.“ In der Diskussion mit den Zuschauerinnen und Zuschauern geht es unter anderem um die Absicherung der Arbeitsplätze in der Region. Weiterbildungen, die jetzt Beschäftigte weiterqualifizierten, trügen einen Teil dazu bei, sagt Petrauschke: „Ich denke nicht, dass die öffentliche Hand Arbeitsplätze schaffen sollte – sie muss gute Rahmenbedingungen dafür schaffen.“ Man müsse den Anspruch haben, dass niemand sich Sorgen ums seine Existenz machen müsse, sagt Vassiliadis.

„Klimaschutz geht sozial und ökologisch“

Es sei ein Gebot der Fairness, für die Menschen, die zum Wohlstand beigetragen haben, soziale Sicherheit zu gewährleisten, sagt Gröhe. Klimaschutz müsse sozial und ökologisch sein, damit Deutschland eine Vorreiterrolle einnehmen könne – nur dann würden die Maßnahmen nachgeahmt und es komme dem globalen Klima zugute. Dafür muss auch Europa mitspielen, sagt Vassiliadis: „Wir müssen das Spielfeld auf Europa vergrößern und die Dinge nicht im deutschen Vorgarten regeln."