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Arbeitsschutzkontrollgesetz: Rede von Hermann Gröhe

Als stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion hat Hermann Gröhe bei der abschließenden Debatte zum Arbeitsschutzkontrollgesetz gesprochen.

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen! Wenn wir heute das Arbeitsschutzkontrollgesetz hier im Plenum beschließen, dann ist das ein guter Tag für faire Arbeitsbedingungen in der Fleischindustrie und für die Stärkung unternehmerischer Verantwortung.

Wir räumen in einem Bereich des Arbeitsmarktes auf, der immer wieder wegen unhaltbarer, ja in nicht unerheblichem Umfang skandalöser Arbeitsbedingungen schlecht von sich reden machte.

Wir haben das auch in der Vergangenheit schon angepackt. Es ist erwähnt worden: 2017 wurde das Gesetz zur Sicherung von Arbeitnehmerrechten in der Fleischwirtschaft beschlossen. Ich erinnere an den früheren Kollegen Karl Schiewerling, der dies vorangetrieben hat,

und - da hätten Sie aufpassen können, Herr Witt - auch an die Kontrollaktionen, die gerade Karl-Josef Laumann in Nordrhein-Westfalen hat durchführen lassen. Dort wurden die Arbeitsbedingungen in der Fleischindustrie im Rahmen einer Kontrollaktion umfassend in den Blick genommen. Dabei hat man dann bei 30 größeren Verarbeitungs- und Schlachtbetrieben über 5 800 Verstöße bei der Arbeitszeiterfassung festgestellt. Das ist nicht hinnehmbar.

Deswegen ist es gut, dass jetzt die Zettelwirtschaft, hinter der man sich verstecken kann, ein Ende hat, dass die auch damals von Herrn Laumann geforderte digitale Arbeitszeiterfassung kommt. Wir haben das im parlamentarischen Verfahren noch einmal ein Stück nachgeschärft, und das ist ein wichtiger Schritt.

Ja, und es geht um die strikte Reduzierung, den fast vollständigen Ausschluss des Fremdpersonaleinsatzes. Lassen Sie es mich ganz offen sagen: In einer arbeitsteiligen Wirtschaft haben Werkverträge ihren Platz: für viele Bereiche der Wartung, der Unterstützung und für besondere Dienstleistungen. Aber hier wurde gezielt missbraucht, um unternehmerische Verantwortung zu verweigern. Deswegen muss dieser Missbrauch von Werkverträgen in diesem Bereich gestoppt werden, muss er ein Ende finden.

Wir haben im Sommer zugesagt, dass das Gesetz zum 1. Januar kommt. Es kommt, und das ist entscheidend.

Und wir sagen: Auch andere Umgehungstatbestände müssen durch das Inhaberprinzip verhindert werden. So ist keine künstliche Zerlegung vorgegebener einheitlicher Produktionsabläufe mehr möglich, aber natürlich eine Kooperation selbstständiger Unternehmen. Diese Flucht aus der Verantwortung muss unterbunden werden.

Die Leiharbeit ist völlig ausgeschlossen in der Schlachtung und Zerlegung.

Sie wird bei der Fleischverarbeitung für saisonale Spitzen - auch das war ein Auftrag des Kabinetts für das parlamentarische Verfahren - in geringem Umfang möglich: bei gleicher Bezahlung, selbstverständlich bei gleicher Geltung der Regelungen des Arbeitsschutzes und des Gesundheitsschutzes und nur eingebunden in Tarifverträge. Das ist ein Turbo für mehr Tarifbindung in einem Bereich, der dringend mehr Tarifbindung braucht, meine Damen, meine Herren.

Wir wissen schließlich: Das alles darf nicht nur auf dem Papier stehen. Die Regelungen sowohl für den Arbeits- und Gesundheitsschutz als auch für die Unterbringung - zum Teil sind es wirklich empörende Wohnverhältnisse - müssen strikt kontrolliert werden. Nun ist dem Redner von der AfD offensichtlich unser Staatsaufbau völlig egal - die Verfassung ja auch -; ansonsten wüssten Sie, dass das in die Zuständigkeit der Kommunen und der Länder fällt.

Hier will ich schon einmal bemerken: Es ist originell, dass die Länderminister sich einstimmig für eine Erhöhung der Mindestbesichtigungsquote ausgesprochen und dann den Bund um eine gesetzgeberische Pflicht gebeten haben. Vorweihnachtlich möchte ich das mal „ermutigenden Föderalismus“ nennen. Wenn es jetzt noch ein bisschen Wettbewerb unter den Ländern gibt, wer schon vor 2025 hier seine Hausaufgaben macht, dann freuen wir uns: ein gutes Gesetz, eine starke Kontrolle. Das bedeutet fairen Wettbewerb und faire Arbeit in der Fleischindustrie.

Herzlichen Dank.