Die Entscheidung der USA, aus der Weltgesundheitsorganisation (WHO) auszutreten sowie gegen ein Pandemieabkommen und eine Reform der internationalen Gesundheitsvorschriften einzutreten, ist unverantwortlich. Sie schwächt die WHO und erhöht gesundheitliche Gefahren für Millionen von Menschen, auch in den USA. Dies gilt insbesondere für den Bereich der übertragbaren Krankheiten. Abschottung ist keine Lösung zur Bekämpfung grenzüberschreitender Gesundheitsgefahren. Vielmehr ist eine enge Zusammenarbeit der Weltgemeinschaft gefragt, um solchen Gefahren vorzubeugen. Die Covid-19 Pandemie hat gezeigt, kein Staat mit offenen Grenzen für Menschen und Handel kann dies allein erfolgreich tun. Auch bei der jährlichen saisonalen Grippe ist der über die WHO organisierte sichere Datenaustausch über die neuesten Influenzastämme für die Herstellung wirksamer Impfstoffe unerlässlich.
Wichtig ist es, jetzt den Dialog mit der neuen US-Administration zu suchen, um sie davon zu überzeugen, dass die WHO, anders als im Dekret des Präsidenten behauptet, Reformen durchgeführt hat und reformbereit bleibt. Der Vorwurf, China zahle für seine Größe zu wenig, ist nicht ganz falsch. Darüber sollte diskutiert werden, China darf sich nicht länger in allen UN-Organisationen als armes Entwicklungsland darstellen. Klar ist aber auch, dass höhere Beiträge Chinas einen wachsenden Einfluss bedeuten würden, den die neue Administration wohl kaum will. Es ist zu hoffen, dass die USA ihre Austrittsentscheidung überdenken. Seit der Gründung der WHO 1948 hat die USA in enger Zusammenarbeit mit der WHO durch ihre Beiträge, ihre Spitzenmedizin und Forschung weltweit erfolgreich zur Verbesserung der Gesundheit von Millionen Menschen beigetragen. Das muss erhalten werden. Zugleich ist es gut, dass erwartet werden darf, dass die amerikanische Zivilgesellschaft, dass Wissenschaft, Unternehmen und wohltätige Stiftungen, aber auch Einrichtungen wie die National Academy of Medicine, das Center for Disease Control oder die National Institutes of Health weiterhin einen wichtigen, ja unerlässlichen Beitrag zur globalen Gesundheit leisten werden. Darauf sind viele Menschen gerade in den ärmsten Ländern angewiesen. Es liegt aber auch im Interesse einer weltweit engagierten und vernetzten Nation wie den USA.
Hier ist der Gastbeitrag von Hermann Gröhe im Ärzteblatt zu finden