Dabei nahm Schmidt, der dem Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung seit 2013 vorstand, kein Blatt vor dem Mund. Die deutsche Wirtschaft habe sich, anders als andere Volkswirtschaften, vom Einbruch in Folge der Corona-Pandemie bis heute nicht erholt, befände sich in einem „Tal der Tränen“. Dieses Tal zu überwinden, verlange eine Politik, die die Wachstumskräfte in der Wirtschaft etwa durch einen massiven Bürokratieabbau sowie durch Maßnahmen zur Fachkräftesicherung mithilfe einer besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie schnellerer Verfahren bei der Fachkräftezuwanderung entschlossen stärke. Dass Deutschland „insgesamt viel schneller“ werden müsse, betonte auch Ella Heising. Wer neue Produkte und Verfahren entwickeln wolle, brauche Freiräume, nicht endlos lange Genehmigungsverfahren.
Schmidt und Heising, aber auch verschiedene Diskussionsteilnehmer brachten ihre Sorge zum Ausdruck, dass bei den kommenden Koalitionsverhandlungen von Union und SPD notwendige Reformen auf der Strecke blieben, weil man sich bereits auf eine Ausnahme von der Schuldenbremse für Verteidigungsausgaben und ein Sondervermögen, also zusätzliche Schulden, für Infrastrukturmaßnahmen geeinigt habe. Dies dürfe nicht geschehen. Denn ohne nachhaltiges Wirtschaftswachstum würden neue Schulden nur die Belastungen kommender Generationen vergrößern.
Dass eine umfassende Erneuerung der Wirtschaftskraft unseres Landes dringend erforderlich sei, betonte auch Schirmherr Hermann Gröhe, der auch stellvertretender Vorsitzender der Konrad-Adenauer-Stiftung ist. Nur eine starke Wirtschaft sichere gute Ausbildungs- und Arbeitsplätze sowie einen verlässlichen Sozialstaat. In Zeiten umfassender geopolitischer Veränderungen, auch infolge der Neuausrichtung der amerikanischen Politik durch Präsident Trump, werde „die Erneuerung der Wirtschaftskraft Europas zu einer Frage des Willens zur Selbstbehauptung unseres Kontinents.“