Bis in die letzten Tage, ja Stunden der Tagung des obersten Gremiums der WHO, der Versammlung ihrer 194 Mitgliedsstaaten, wurde über die notwendigen Schritte gerungen. Dies prägte auch einen intensiven Meinungsaustausch, den der Neusser Bundestagsabgeordnete am 30. Mai mit dem WHO-Chef hatte. Zu den schließlich erreichten Kompromissen meint Hermann Gröhe: „Herzlichen Glückwunsch, lieber Tedros! Die erreichten Ergänzungen der sogenannten „Internationalen Gesundheitsvorschriften“ stellen einen großen Fortschritt dar, wenn es darum geht, globale Gesundheitsgefahren frühzeitiger zu erkennen, besser in ihrer Ausbreitung zu beobachten und Maßnahmen zu ihrer Bekämpfung abzustimmen.“ Dass sich die Versammlung zudem darauf verständigt hätte, die noch offenen Fragen für ein weltweites Pandemieabkommen spätestens bis zur nächsten Versammlung im Mai 2025 zu klären, sei ein ermutigendes Zeichen, dass „den Mitgliedsstaaten sehr bewusst ist, dass sie ihre vorrangige Ausgabe zum Schutz der eigenen Bevölkerung nur erfolgreich wahrnehmen können, wenn die globale Abstimmung verbessert wird“.
Hermann Gröhe verurteilt in diesem Zusammenhang „das absurde und gefährliche Geschwurbel von einer angeblichen Gesundheitsdiktatur“. Dass die Pocken ausgerottet werden konnten, Kinderlähmung in weiten Teilen der Welt besiegt sei, sei entschlossenem globalen Handeln zu verdanken. Weitere Gesprächspartner von Gröhe waren u.a. der „Chef-Wissenschaftler“ der WHO, der weltweit anerkannte britische Tropenmediziner Jeremy Farrar, die aus Deutschland stammende stellvertretende WHO-Generaldirektorin Catharina Böhme, der Exekutiv-Direktor des Globalen Fonds zur Bekämpfung von AIDS, Tuberkulose und Malaria, Peter Sands, sowie der aktuelle Chef der globalen Allianz für Diagnostik „FIND“, Sergio Carmona.
Hermann Gröhe selbst war Gastgeber einer Veranstaltung der Konrad-Adenauer-Stiftung in Genf, bei der internationale Experten die globalen Gesundheitsgefahren durch die nachlassende Wirksamkeit von Antibiotika, so genannte Antibiotikaresistenzen, und Sepsis (Blutvergiftung) diskutierten. Weltweit gehen 20 Prozent aller Todesfälle auf eine Sepsis zurück. Dies war 2017 für Hermann Gröhe und seine damaligen Gesundheitsministerkollegen aus der Schweiz, Österreich und Luxemburg der Anlass, erfolgreich eine Resolution der Weltgesundheitsversammlung zur Sepsis anzuregen. Derzeit laufende Studien mit einem neuen Antibiotikum zur Bekämpfung von Neugeborenen-Sepsis zeigten, so Gröhe, dass es Fortschritte gibt: „Aber wir müssen besser werden, bei der Früherkennung einer Sepsis, beim Zugang zu und sachgerechtem Gebrauch von Antibiotika und in der Forschung in diesem Bereich“.